„Ich habe nicht lang überlegt. Ich bin direkt losgefahren“.

SMV-Sprecherin Isabella König berichtet über die angelaufenen Ukrainesoforthilfen, Spenden und ehrenamtliche Betreuung der Schulfamilie für Flüchtlinge.

Isabella König, SMV-Sprecherin und Schülerin der 11 SVC – Mütterklasse der Städtische Berufsfachschule für Kinderpflege –  war in den letzten Tagen live vor Ort. Sie konnte miterleben, wie innerhalb von wenigen Stunden 280 Flüchtlinge aus der Ukraine an unserer Schule in einem Kraftakt aufgenommen und betreut wurden. Dabei unterstützte sie aktiv die mit der Schulkoordination beauftragte Lehrkraft Maria Dörner bei der Organisation der Schülerhilfe.

Redaktion: Was dachten und fühlten Sie, als Sie davon hörten, dass 280 Kriegsflüchtlinge in der Turnhalle der Schule untergebracht werden?

Ich habe nicht lange überlegt. Es war selbstverständlich, dass ich sofort etwas tun muss. Ich bin ich direkt losgefahren, als ich im Schulchat davon hörte, dass Hilfe gebraucht wird.

Redaktion: Als Sie eintrafen, wie verständigten Sie sich mit den Menschen? Können Sie Ukrainisch?

Nein. Ich kann die Sprache nicht. Ich habe alles auf Ukrainisch gegoogelt und mich mit Händen und Füßen verständlich gemacht. Es gibt aber einige Mitschüler:innen unter uns, die richtig gut Russisch oder Ukrainisch können. Sie arbeiten aktiv als Übersetzer:innen mit. Das ist unheimlich wichtig.

„Ich […] habe alles auf Ukrainisch gegoogelt und mich mit Händen und Füßen verständlich gemacht“.

Isabella König
SMV Sprecherin

Redaktion: Sie selbst waren teilweise 6 Stunden am Stück im Einsatz. Wie haben Sie die Menschen vor Ort erlebt?

Diese Menschen müssen komplett von null anfangen, wirkten unglücklich, aber dankbar. Man merkt das Leiden, besonders bei den älteren Menschen. Die Jüngeren sind aktiv, akzeptieren ihre Situation. Dagegen sind die Älteren in sich gekehrt, verkriechen sich förmlich in der Turnhalle und kommen nicht an die frische Luft.

„Wie soll ich essen, wenn mein Land vernichtet wird“.

60-jähriger Flüchtling

Redaktion: Gab es eine Situation, die Sie an Ihre Grenzen gebracht hat?

Ja, da war eine Situation, die mich extrem mitgenommen hat. Ein über 60-jähriger Mann meinte: „Wie soll ich essen, wenn mein Land vernichtet wird?“. Das hat mir wehgetan, da musste ich weinen.

Redaktion: Wie viele Kinder sind unter den Flüchtlingen und wie haben Sie die Kinder erlebt?

Es gab circa 30 Kinder, von Babys bis hin zu Jugendlichen. Man hat gemerkt, dass die Kinder wochenlange Strapazen hinter sich gebracht haben. Das konnte man teilweise auch an der Hygiene sehen. Die Nägel waren lang. Manche liefen barfuß, bis wir Socken und Schuhe organisiert haben. Die Mütter sind einfach überfordert.

Maria Dörner bei der Flüchtlingsbetreuung

Redaktion: Wie haben Sie konkret Hilfe geleistet?

Ich habe die Sachspenden und die freiwillig mitarbeitenden Schüler:innen koordiniert und die Kinderbetreuung mitorganisiert. Rund 50 Schüler:innen der Berufsfachschule für Kinderpflege haben sich im Drei-Stunden-Takt als Übersetzer:innen und als Betreuer:innen abgewechselt. Wir haben die Kinder gemeinsam mit Angeboten abgelenkt und die Kleinkinder an Windelstationen gewickelt. Es wurde gepuzzelt, geknetet, Fußball und Federball gespielt. Die Jugendlichen haben gesungen. Es war schön, die Kinder rund um die Uhr zu betreuen, sodass sie abgelenkt waren, und sie lächeln zu sehen.

Die Kinder haben sogar mitgeholfen, nach dem Spielen wieder alles aufzuräumen. Selbst ein zwei bis dreijähriges Kind hat den Besen in die Hand genommen und wollte helfen.

„Es war schön, …. sie [Kinder] lächeln zu sehen“.

Isabella König
SMV Sprecherin

Redaktion: Was nehmen Sie persönlich für sich aus dieser Erfahrung mit?

Dankbarkeit.

Dankbarkeit, dass es uns so gut geht. Das sind Menschen wie du und ich. Das wäre, als wenn wir selbst flüchten würden.

Dankbarkeit auch über die unglaubliche Hilfsbereitschaft und Flexibilität aller Helfer:innen, der Lehrkräfte, der Schüler:innen und der THV (Technische Hausverwaltung). All die Sachspenden, die innerhalb von wenigen Minuten organisiert worden sind, sobald wir unsere Anfragen in den Chat gepostet haben. Das ist unglaublich!